Frühkindlicher Autismus

  • Frühkindlicher Autismus, tiefgreifende Entwicklungsstörung mit vier Unterformen

    Definition



    Frühkindlicher Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die während der ersten 36 Lebensmonate in Erscheinung tritt. Er ist definiert durch eine abnorme oder beeinträchtigte Entwicklung. Zu den charakteristischen autistischen Verhaltensweisen gehören unter anderem die mangelhafte Beziehung zu Personen und Situationen und das Nichtbeachten wesentlicher Sinnesreize im visuellen und akustischen Wahrnehmungsbereich. Außerdem reagieren autistisch Kranke auf Veränderungen ihrer gewohnten Umgebungsbedingungen mit panischen Reaktionen.


    Der frühkindliche Autismus ist insgesamt selten und betrifft zwei bis vier von Zehntausend Kindern, wobei Jungen drei- viermal häufiger betroffen sind als Mädchen.



    Ursachen



    Dem frühkindlichen Autismus liegen Funktionsstörungen des Zentralnervensystems zugrunde, die unterschiedliche Ursachen haben können. Diese Ursachen können schädigende Ereignisse sein, die vor, nach oder während der Geburt eingetreten sind, Störungen des Stoffwechsels, psychogenen Ursprungs oder auch genetisch bedingt sein.



    Symptome



    Die Ausprägungen des frühkindlichen Autismus sind von Kind zu Kind unterschiedlich. Zu autistischen Verhaltensweisen gehört insbesondere eine mangelhafte Beziehung zu Personen. Die Autisten vermeiden jeden Blickkontakt zu anderen Personen, Gegenständen und Situationen. Sinnesreize im visuellen und akustischen Wahrnehmungsbereich werden nicht beachtet. Bei Kontaktangebot ziehen sie sich zurück. Autisten kapseln sich allgemein von der Umgebung ab und isolieren sich. Viele halten auch an bestimmten Handlungsabläufen fest, z. B. an Zeremonien und Ritualen. Die meisten autistischen Kinder haben auch eine gestörte Sprachentwicklung und kompensieren dies mit Gesten oder Mimik.


    Manchmal reagieren diese Kinder heftig, sogar panisch auf Veränderungen ihrer gewohnten Umgebung. Beim Autismus kann jedes Intelligenzniveau vorkommen. Grundsätzlich werden vier Formen des Autismus unterschieden:



    1. Als psychogener Autismus wird der durch Störungen der Kommunikationsfähigkeit gekennzeichnete Autismus definiert. Die gestörte Kommunikationsfähigkeit wird von emotionaler Gleichgültigkeit und fehlender Initiative begleitet. Man vermutet, dass die Ursache wahrscheinlich in starker Vernachlässigung des Kindes zu suchen ist, denn nach intensiver Zuwendung werden die emotionalen Einschränkungen meist ausgeglichen.



    2. Somatogener Autismus ist durch schwere Schädigungen des Gehirns gekennzeichnet. Diese Erkrankung trat vor der Erfindung der Antibiotika häufig infolge von Hirnentzündungen auf. Auffälliges Symptom des somatogenen Autismus ist eine mangelnde Kontaktfähigkeit, die durch die Isolierung von der Umwelt begleitet wird.



    3. Das Asperger-Syndrom tritt erst ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr auf. Bei dieser Form der Störung ist die Kontaktfähigkeit der Autisten eingeschränkt und die Sprachentwicklung verzögert, jedoch nicht beeinträchtigt. Ein anderes Merkmal ist, dass die Kinder zu Selbstgesprächen neigen und eine auffällige Sprachmelodie besitzen. Diese Kinder passen sich dem Zuhörer wenig an, sodass keine richtige Kommunikation stattfindet. Ziemlich auffällig ist, dass diese Kinder eine überdurchschnittliche Intelligenz besitzen, aber dennoch oft Lernschwierigkeiten haben. Besonders bemerkenswert ist auch, dass die betroffenen Kinder ungewöhnliche Interessen besitzen. Auf Anforderungen und Einschränkungen reagieren sie häufig mit Wutausbrüchen.



    4. Das Kanner-Syndrom zählt zu den extremsten Formen. Hier treten die Symptome schon in den ersten Lebensmonaten auf. Bereits im Säuglingsalter wird jeglicher Kontakt abgewiesen. Diese Kinder scheinen in ihrer Existenz ihre Mitmenschen nicht wahrzunehmen. Auch akustische und visuelle Reize werden nicht registriert. Diese Kinder fallen schon im Säuglingsalter durch ein ungewöhnlich ruhiges Verhalten oder unerklärlich lang anhaltende Wein-, Schrei- und Erregungsphasen auf. Bei den betroffenen Kindern ist die Intelligenz sehr stark unterentwickelt, ähnlich einer geistigen Behinderung.



    Diagnostik



    Autistische Entwicklungsstörungen können schon ab den ersten Lebenswochen auffallen. Teilweise kommt es erst nach scheinbar unauffälliger Verhaltensweise zu autistischem Verhalten. Es gibt charakteristische, auffällige Verhaltensweisen beim Autismus, die beim Gesunden nicht vorkommen. Dazu gehört zum Beispiel der Mangel an direktem Blickkontakt, Gesten und Mimik, die Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen, und das Nichtbeachten visueller und akustischer Reize.



    Auswirkungen



    Kinder mit Autismus können zunächst keine Geste, kein Lächeln, kein Wort verstehen.


    Sie können zu anderen Personen, selbst zu den eigenen Eltern, kein normales Verhältnis herstellen, ziehen sich zurück, kapseln sich "autistisch" ab und entwickeln Stereotypien: z. B. Drehen und Kreiseln von Rädern, Rieseln mit Sand,


    Wedeln mit Fäden oder Papier.


    Aus diesen und den in den Symptomen schon erwähnten Gründen ist es vor allem für das soziale Umfeld oft sehr schwierig, an das Kind oder den Autisten an sich heran zu treten und Kontakt aufzubauen. Ob der Betroffene selbst wirklich seelische Nachteile hat, ist nicht geklärt, aber man vermutet, daß dieser in "seiner Welt" zufrieden ist, sofern er nicht aus seinen Gewohnheiten und seiner Umgebung gerissen wird, die für Autisten ja eine große Rollle spielen.



    Therapie



    Es gibt unterschiedliche Therapieformen, die individuell auf das autistische Kind abgestimmt werden können. Das gemeinsame Ziel dieser Therapien ist jedoch, das autistische Verhalten zu mildern und eine enge Beziehung zu diesem autistischen Kind aufzubauen. Eine Heilung gibt es beim Autismus nicht.



    Die Therapie kann zum einen medikamentös erfolgen. Hierbei werden Präparate eingesetzt, die z.B. den Serotonin-Spiegel im Blut senken.


    Jedoch stehen die entwicklungsfördernden Verfahren und Behandlungsmaßnahmen im Vordergrund. Man kann z.B. bei autistischen Kindern mit Belohnungen arbeiten. Jedes erwünschte Verhalten, z.B. Kontakt zu anderen Personen, wird belohnt. Dadurch entsteht auch eine engere Beziehung zwischen Eltern und Kind. Außerdem ist die Förderung und Verstärkung der Wahrnehmung sehr wichtig. Zur Unterstützung und Förderung der Kommunikation können zum Beispiel auch Tanz-, Musik-, Sport oder Clowntherapie angewendet werden. Wichtig ist es, das autistische Kind zu fördern und Vertrauen aufzubauen.



    Prophylaxe



    Es gibt keine vorbeugenden Maßnahmen für frühkindlichen Autismus. Wichtig ist jedoch, die betroffenen Kinder so früh wie möglich zu fördern. Außerdem sollten Maßnahmen getroffen werden, die Über- und Unterstimulation vermeiden.



    Bemerkungen



    Kontaktadresse: Bundesverband Hilfe für das autistische Kind - Vereinigung zur Förderung autistischer Menschen e.V., Bebelallee 141, 22297 Hamburg, Tel: 040 / 511 56 04, Fax: 040 / 511 08 13, e Mail: AUTISMUS- BV- HAK @t- online. De, Internet: http://www.autismus.de/.



    Quelle: http://www.aok.de/bund/tools/medicity/diagnose.php?icd=2775


    weitere Links: http://www.uni-marburg.de/fb20/kjp/forschung/aut


    http://www.autismus-muenchen.de/autismus/autismus.html